Sonntag, 27. Dezember 2009

Le chat noir!

In einer portugiesischen Tasca

war keine Tasse da

nicht mal ein

weinendes Glas


der träumende Barkeeper meint noch so

nimm etwas Gras

und streut Asche über das Pulver

short stories wandern durch das Dorf wie

le chat noir

ist das jetzt ein Deja vu oder ein

Trinkspruch!


Ich schaue auf

wir weinen uns zu

Adeus heißt

Ich war schon immer da

glücklich, mit Freude

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Balkongespräche in Alfama

Zwei alte Frauen, in Alfama, unterhalten sich auf Balkonien zwischen Topfpflanzen
und Radioantennen.
Von Balkon zu Balkon. Mit Stricknadel und Cafétasse.
Der Morgen färbt den Tag strahlend hell.

Der Blick durch die Sonnenbrille sagt:“Bom Dia Alegria,
hast du gesehen der Pastor ist vorbei gelaufen und er hat
nicht gegrüßt!?“

Von Balkon zu Balkon.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Das Weihnachtsbaumgedicht!

Vor deinen Füßen
wächst aus dem Boden ein Ast
er wächst empor und immer weiter nach oben
und noch ein zweiter und dritter
und auf einmal ein
ganzer Baum
es nadelt und ästelt
man glaubt es kaum
eh du dich versiehst
steht da ein
Weihnachtsbaum

der tanzt und singt:
"Oh Tannenbaum,
wie schön sind deine Blätter!"
Dabei hat er gar keine,
was soll denn der Scheiß..

Und es wächst noch ein zweiter und
dritter eine ganze Horde voll
Weihnachtsbäume
ein ganzer Weihnachtsbaummarkt
und alle rufen sie:
"Ich will mehr Glanz und Glimmer!"
und immer
um diese kalte trübe Zeit
gibt es einen Baum der
leise weint
da er nicht geschmückt wurde
steht verlassen und einsam auf
weitem Flure

Ole

Raval, Barcelona
ein Meer an Häuserwänden
die sich begegnen und
gegenüberstehen
und zwischen den Gassen im nirgendwo
ein Tisch, ein Stuhl, ein Bein
ein Platz mit einer Skulptur
ein Blick aus dem Fenster
und jemand ruft dir zu:
"Òle" "Ist Ole auch schon wach?"

Dienstag, 1. Dezember 2009

Impressionen der Nacht

Can you feel the stars ?
fühlst du die
Sterne über dir ?
Nichts ist so schön
wie die
Nacht wenn sie am
schwärzesten ist
funkelnde Mondgestirne
irgendwo ein Rauschen im
knisternden Dunkel

die Nacht trägt
schwarz
in ihrem Mantel versteckt
leuchten abertausend
Augen
fröhlich, gespenstisch,
verliebt, verkifft
funkelnde Mondgestirne
im Schatten heult ein
Saxophon
die Nacht trägt
schwarz
ein Telefon klingelt
vergeblich
dein Auto fährt
trunken
durch das
Quartier
trunken
durch die
Nacht

Sonntag, 22. November 2009

Capo Verde Tagebuch

Bei der Bar in der Markthalle
holte ich mir ein Bier und eine "Sopa del Dia".
Ich wollte mich grade setzen da stand plötzlich
Nelson hinter mir.
Er tauchte immer urplötzlich auf,
dann wenn man am wenigsten
mit ihm rechnete.
"Tut dret?" "Alles klar?"
"See you later!"
Und er war wieder weg, wie ein Geist der
plötzlich hinter einem steht und
wieder verschwindet.

Ich aß meine Suppe und dachte nach
über die vergangene Zeit, über diese Inseln voller
Geschichte und Schönheit.
An der Wand hing ein Plakat von
einer Dichterlesung von Onésimo Silveira.
Viva la Poema.
Vor meinem geistigen Auge sah ich alte Männer,
mit Zigarre im Mundwinkel, vor einer Bar stehen und
Gedichte rezitieren.
Ab und zu einen Groque... (Zuckerrohrschnapps)
Viva la Poema

Montag, 16. November 2009

Wolkengedicht!

Du lebst wolkenlos
zwischen Gestern und Morgen
im Heute
dem
Jetzt

im Jetlag der sich
festsetzt

schaust aus dem Flugzeugfenster und
denkst woow
Snowboarder surfen auf einem weißen Teppich
du willst aussteigen und auf
Wolken gehen
zum Geburtstag schenck ich dir ein
Wolkenkopfkissen
du bist so
wolkenlos glücklich
zwischen Gestern und Morgen
im Heute
dem
Jetzt

wir schauen aus dem Fenster
eigentlich sind die
weißen Wolken am Horizont
auch nur Zuckerwatte mit
Einbildungskraft
und du slidest mit deinem Surfbrett
Wolkenschifffahrtsmäßig
und ich schenck euch
ein Wolkenkopfkissen
steigt auf fliegt

und ich geb euch auch eine
kleine Reisetasche mit
in der ist immer ganz viel Poesie drin
immer ganz viel Poesie drin
immer Poesie drin

Kaffee und Zuckerwatte auch denn das brauch
man schließlich auf Wolke 7

und ihr angelt Flugzeuge dort oben
und bemalt sie mit Graffiti
plane bombing


wenn ich dich so anschau
da denk ich
du bist ein Stück Wolke für mich

Montag, 2. November 2009

Auf Reisen

Wir schlafen auf dem Boden
vollbesetzter Züge
hecktische Fahrgäste
stolpern über
unsere träumenden Körper
überall sitzen Menschen herum,
trinken, reden,
spielen Karten oder
lesen Zeitung

die Sprechanlage wurde
angelassen
der Zugführer unterhält sich
mit einem Kollegen für jeden
hörbar

reisen durch das Land,
das Leben und die Liebe
langsam wie Schnecken
mit dem
Haus, dem Rucksack auf dem Rücken

ich öffne ein Augenlied
die Zugtür öffnet sich mit

hinein in den Waggon strömmt ein
frischer Luftstrom

wir befinden uns in Auggen
ich öffne und schließe
die Augen

vor mir ergibt sich ein
schönes Landschaftsbild

Mittwoch, 28. Oktober 2009

November

Wenn die Glocken schlagen
mich die Regentage plagen
und die Raben nicht mehr
nach dem Wohlbefinden fragen

die Menschen eingehüllt wie Mumien
in ihren Booten durch die Städte fahren
die Förster nur noch Blätter jagen
wenn die Rebhühner klagen
und ein Tiefgrau meine
Fensterscheibe befleckt
ja dann weiß ich
es ist November

Montag, 19. Oktober 2009

Grashalmpoesie

Kackerlacken parken
an der Staßenecke ihren
BMW AKlasse
nicht weit vom Brunnen
mit dem Indianerkopf
dort wo sich
die Clochards treffen zum
künstlerischen Schlagabtausch

Spätsommergrillen chillen
auf der Südstadtwiese
und das Südstadttier sagt
ich hab
jetzt auch einen Presseausweiß
VIP
der Indianerkopf neigt sich herab
er pafft die Schamanenpfeife
auch der Nahkampf hat noch offen
nur die Erna wartet
kein Sekundenzeiger schlägt in
Stundenabständen
wenn Murmeltiere
Schlaflieder summen

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Eine Cafébar ist wie ein zweites Zuhause

Chet Baker
spielt auf seiner Trompete
und ich gehe
an einer
vollbesetzten Cafébar vorüber
Studenten und
junge Menschen sitzen auf kleinen Holzstühlen
vorne dran
ich halte inne
gehe hinein
trinke ein, zwei Cappuchino..
und lausche Chet
die Trompete spielt ein Solo

die Uhr an der Wand
deutet eine Mittagszeit
und der Milchschaum auf
meinem Café
sieht aus wie
Spitzbergen,
wie eine
Schneeberglandschaft
in deinem Kopfkino

Kinder strömen von der Schule
wie prasselnde Wassertropfen
zum Kiosk oder nach Hause an
den Essenstisch
lachen und kichern hinter
vorgehobener Hand
klauen Mützen und
spielen Versteck
ich lese Zeitung
schlage die Zeit um
Wunden
bis die Tassen leer sind
die Zeitung aufgelesen
nehme einen
Blick mit
und sage Danke
eine Cafébar ist wie
ein zweites Zuhause
wenn Zeitungen sich auflesen
und dir
Gesprächsfetzen wie
aus einem Romanausschnitt vorkommen

(z.B. Espresso Stazione)

Dienstag, 13. Oktober 2009

Kleingeldmünzen

Straßenbahnen fahren
in einer Endlosschleife
im Kreisverkehr
Tauben picken Brotkrummen
zwischen den Steinen
eine Mütze fliegt
vom Kopf eines Fahradfahrers
im Wind davon
die Sonne scheint
es ist Markttag
Menschen mit Stofftüte oder
Einkaufskorb
eilen durch die Stadt
wie fleißige Ameisen unter
einem Blätterhaufen

Ich überreiche den zuzahlenden Betrag
in Kleingeldmünzen
Straßenbahnen fahren in
einer Endlos_Schleife
ich binde mir eine
Schleife
und die Verkäuferin wünscht
"einen angenehmen Tag noch"